Volkmar Leitz

Wir trauern um unseren Radiobeauftragten:

 Volkmar Leitz war uns Lehrer, Mentor und Freund. So haben wir es in unserer Traueranzeige geschrieben und so wollen wir es auch an dieser Stelle noch einmal laut und deutlich sagen: Lehrer, Mentor, Freund.

Darüber hinaus kann ich erzählen, dass er mir vor langer Zeit auch in der Schule einmal als Lehrer begegnete. Das ist allerdings über 40 Jahre her, also keine große Sache. Ich war 16, er war 30. Die Fächer waren Deutsch und Philosophie.

Nun wissen wir alle: Philosophen stellen gerne große Fragen. Was ist die Welt? Wer ist der Mensch? Warum müssen wir sterben? Das sind große philosophische Fragen, auf die es unzählige Antworten gibt. Es sind jedoch nur vorläufige Antworten, natürlich, denn sonst könnte man nicht so ausgiebig darüber philosophieren.

Eine Antwort dieser alten Philosophen ist mir wieder in Erinnerung gekommen in diesen grüblerischen Tagen der letzten Zeit. Sie lautet ungefähr so: Solange wir leben, nehmen wir einem anderen, der leben will – und der auch leben soll und leben darf – den Platz weg. Das soll für uns alle gelten: wir halten in unserem Leben einen Platz besetzt, und dafür  müssen wir bezahlen – mit dem Tod. Unser Tod ist der Preis für unsere Selbstsucht! Das sagen die alten Griechen.

Volkmar Leitz war uns ein Lehrer, ein Mentor und ein Freund, sagte ich gerade. Natürlich will ich überhaupt nicht, und kann das auch nicht, behaupten, Volkmar habe irgendjemandem den Platz weggenommen; mir schon gar nicht.

Wenn ich es recht bedenke, muss ich es anders herum sagen. Das Gegenteil ist genau richtig: Volkmar hat keinen Platz genommen, er hat uns einen Platz gegeben. Er hat uns einen Raum eröffnet und uns neugierig gemacht. Er hat uns ermuntert und auch oft genug ermutigt.

  Markieren Sie die Worte, die Sie anpassen möchten, und verwenden Sie die verschiedenen Optionen der Textbearbeitungsleiste.  

Es ist also nicht richtig, zu sagen, Volkmar habe seinen Platz besetzt gehalten. Man muss da schon genauer formulieren: Volkmar Leitz hat seinen Platz ausgefüllt, so, wie es sein soll, im besten Sinn. Dafür wird man nicht bestraft, dafür muss man nicht bezahlen. Das kann man loben oder bewundern, auf jeden Fall wollen wir es anerkennen, und wir dürfen dafür dankbar sein.

Das ist jetzt zu einem Ende gekommen.

Volkmar Leitz war uns ein Lehrer, ein Mentor und ein Freund. Natürlich hätten auch wir ihn gerne noch ein wenig bei uns gehabt. Es gab noch einiges zu besprechen, zu regeln, es gilt, noch manches in Gang zu setzen oder in Gang zu halten. Das geht jetzt so nicht mehr, das müssen wir jetzt anders machen. Und wir werden es anders machen

Ich wünsche mir, dass wir uns dabei an Volkmar gerne erinnern, dass wir gerne an ihn denken. Das sollten wir schaffen. Und wenn wir das tun, wollen wir es voller Anerkennung und in Dankbarkeit tun, genau aus den Gründen, die ich gerade genannt habe. Denn Volkmar Leitz war uns ein guter Lehrer und ein guter Mentor und ein guter Freund.

Adieu Volkmar!

Werner Miehlbradt für das extraRadiO im pnn e.V.


Mit diesem Text hatte sich Volkmar Leitz seiner Hörerschaft präsentiert


"Aufgrund der Wirren des ausgehenden II. Weltkrieges wurde ich im Schwabenland zur Welt gebracht und verlebte dort meine Jugend. Das Abitur machte ich dann allerdings dort, wo die Familie immer schon ansässig war: Im Ruhrgebiet. Anschließend studierte ich in Bochum - wo sonst - Germanistik, Philosophie, Theaterwissenschaften und Pädagogik. Meine Ausbildung zum Lehrer fand in Duisburg/Rheinhausen statt, wonach ich viele interessante und ausgefüllte Jahre im Gymnasium Velbert-Langenberg erlebte - zuletzt als Studiendirektor mit dem Schwerpunkt "Orientierungsstufe".

Schon in meiner Jugend faszinierten mich die technischen und künstlerischen Möglichkeiten der Tonaufzeichnung. Als es die ersten für Amateure erschwinglichen Tonbandgeräte gab, zeigten sich meine Eltern schließlich einsichtig. Das Ergebnis waren erste "Kriminalhörspiele" und Sketche, die in einem Eierkarton-Keller-Tonstudio entstanden. Zum Glück sind diese ersten Versuche komplett verschollen.

In meiner zweiten Staatsarbeit behandelte ich ausführlich das damals aufgekommene "Neue Hörspiel". Die Freude am Dokumentarischen und der Kunstform der Collage ist mir bis heute geblieben. Obwohl sich die Arbeitszeit des Lehrers dann als doch nicht so optimal erwies wie gehofft, gab es am Gymnasium Velbert-Langenberg bald eine Tonband-AG, die sich vor allem mit der Produktion eines monatlich

 erscheinenden Cassetten-Programms für blinde und sehbehinderte Bürger im Kreis Mettmann beschäftigte. (Heute noch als "Tonforum Niederberg" monatlich auf Sendung.)

Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Volkshochschule führte schon vor dem eigentlichen Sendebeginn des hiesigen Lokalradios im Jahre 1990 dazu, dass ich als "Radiobeauftragter" mit der Errichtung eines Aufnahmestudios für den Bürgerfunk und die Ausbildung von Interessenten beauftragt wurde - eine Aufgabe, die mir bis heute geblieben ist.

Zum Glück haben sich im Laufe der Zeit viele Mitstreiter gefunden, die sich um Schulungen, Produktionen, die Überprüfung der Sendungen und die Vergabe der Sendezeiten kümmern. (Sie finden sie alle auf diesen Seiten.)

So bleibt neben der Büroarbeit immer noch Zeit, aktiv bei der journalistischen Vorbereitung und der Produktion von Sendungen mitzuwirken - was mir immer noch den größten Spaß bereitet.

Nach wie vor finde ich es am schlimmsten, wenn ich den Satz höre: "Ach, das ist doch dieser Bürgerfunk ... wenn ich den höre, schalte ich immer schnell aus." Leider gibt es immer noch Radiomacher, die am Hörer vorbeiproduzieren. Unser Radio sollte informativ, lokal bezogen und dabei stets unterhaltsam sein. Sonst verspielen wir eine einmalige Chance ..."



Volkmar Leitz (1945 - 2018)


Share by: